Expressionismus, historische Hintergründe
Künstlervereinigungen und Frauen
Geschlechtsspezifische Benachteiligungen
Expressionistinnen:
Marianne Werefkin, Gabriele Münter, Margret Bilger
Expressionismus, hist. Hintergründe
Mit dem Begriff des "Expressionismus" (etwa von 1910-1925) wird jene Kunstrichtung beschrieben, welche gemeinsam mit anderen Stilen (Jugendstil, Impressionismus, Symbolismus) unter anderem durch eine Abkehr vom Naturalismus gekennzeichnet ist. Ursprünglich eine Stilrichtung der bildenden Kunst, umfaßt die Bezeichnung inzwischen Malerei, Graphik, Literatur, Tanz, Musik, Fotografie, Film usw..
Prägend war der zeitgeschichtliche Hintergrund einer rasch vorangehenden Industrialisierung (Schichtarbeit / Entstehung von Großstadtslums), rasanter technischer Enwicklungen, gepaart mit wirtschaftlicher Unsicherheit und dem Ersten Weltkrieg (1914-1918). Weiters durch die Erforschung der Psychoanalyse von Siegmund Freud, und einem sich wandelnden Weltbild durch Forschung (Relativitätstheorie, Vererbungslehre, Infragestellung des christlichen Weltbildes).
Künstlervereinigungen und Frauen
In der Zeit entstanden zahlreiche Künstlervereinigungen wie die "Brücke" (1905-1913 in Dresden bzw. Berlin) oder die "Neue Künstlervereinigung München" (1909), aus welcher der »Blaue Reiter« hervorging. Diese Gruppen waren durchwegs "Männerzirkel", bis auf wenige weibliche Ausnahmen, die häufig nur als Schülerinnen bzw. Geliebte dargestellt werden.
Die hervorragenden Leistungen dieser Künstlerinnen werden oft nur am Rande, bisweilen gar nicht erwähnt.
Geschlechtsspezifische Benachteiligungen
Im Gegensatz zu den männlichen Künstlerkollegen, war allen Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, der Besuch einer staatlichen Hochschule verwehrt. Neben den gesellschaftlichen Zwängen, resultiert aus diesem Umstand ein erheblicher Nachteil für die Frauen und deren künstlerischer Ausbildung.
Im Gegensatz zu männlichen Kollegen wurde der kunstschaffenden Frau ihr Tun höchstens als Liebhaberei , als Schönmalerei zugestanden, nicht als ernst zu nehmendes Schaffen, geschweige denn als kritische Begegnung mit der gesellschaftpolitischen Strukturen oder dem anderen Geschlecht. Die Frau in der Rolle der Muse war durchaus akzeptabel. Als ebenbürtige Künstlerin wurde sie schnell zur Bedrohung der männlichen Vorherrschaft.
Expressionistinnen
Marianne Werefkin (1860-1938), eine führende Künstlerpersönlichkeit innerhalb der Münchener Gruppen, schlug noch vor Kandinskys ihren Weg zur Abstraktion ein. .
Als eine der bekanntesten Vertreterinnen des deutschen Expressionismus gilt Gabriele Münter (1877-1962). Gemeinsam mit Alfred Kubin, Kandinsky, und Marc ist sie ein Gründungsmitglied vom "Blauen Reiter", jener Künstlergruppe, die als Inbegriff des deutschen Expressionismus in die Kunstgeschichte eingeht.
Als österreichische Vertreterin sei Margret Bilger (1904-1971) genannt. 2004 ist anläßlich ihres 100. Geburtstages zum Bilger-Jahr deklariert. Die vor allem durch ihre Glasfenster bekannte Glasmalerin, Malerin, Graphikerin hat ihre Wurzeln im Expressionismus. war mit Alfred Kubin befreundet. Ihre Motive sind neben der kirchlichen Szenen, Landschaften, Darstellungen aus Märchen und Sagen Portraits. Der Mensch, vor allem die Frau (Madonnen) Gegenstand einer religiös - transzendentalen Betrachtung.
Paula Modersohn-Becker(1876-1907) nimmt neben ihrer Ausbildung zur Lehrerin privaten Malunterricht. Danach besucht sie eine Mal- und Zeichenschule des "Vereins der Berliner Künstlerinnen", der Frauen die Möglichkeit des Kunststudiums bietet. Ihr Studium setzt sie 1898 beim Figurenmaler Fritz Mackensen fort (Künstlerkolonie Worpswede). Von den Nazis wurden etwa 70 Werke aus deutschen Museen beschlagnahmt. Sie wurde mit der Bezeichnung "entartete Künstlerin" belegt. Erst nach ihrem frühen Tod 1907 erkannte man in ihrem Werk, was sie ihrer Zeit voraus hatte. In Bremen ist ihr ein eigenes Museum gewidmet.
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