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Kubin als Schriftsteller und Philosoph
Kubin war nicht nur bildender Künstler, sondern auch Schriftsteller und Philosoph.
Seine philosophische Weltsicht, die er sich aus der Lektüre von Nietzsche und Schopenhauer gestaltete, spiegelt sich auch in seinen literarischen Werken und seinen Graphiken. In seiner philosophischen Weltkonstruktion gibt es zwei miteinander verbundene Wesenheiten, das Chaos, der Abgrund des stofflichen Seins und zugleich Grundlage des Lebens, und das Selbst als Träger des Bewusstseins, wobei aus dem Chaos das Selbst als formendes Prinzip hervorgeht.
Die literarische Produktion umfasst den 1908 im Zeitraum von acht Wochen geschriebenen Roman "Die andere Seite", Essays, Kurzgeschichten, Tagebücher, Briefe und eine Autobiographie.

Kubins Roman "Die andere Seite"
Der in metaphernreicher und symbolhafter Sprache geschriebene Roman "Die andere Seite" wird in Ich-Form erzählt und spiegelt die seelische Lage des Künstlers und die wesentlichen Züge seiner Welt- und Lebensanschauung. Der Erzähler des Romans, Kubin selbst, beschließt zusammen mit seiner Frau nach "Perle", die Hauptstadt eines in Zentralasien errichteten Traumreiches, zu ziehen, dessen Alltag vom Altertümlichen (alte Gebäude, Mühlen, Wohnungen, verrufene Kneipen, Türme, Cafes), einer kafkaesken Beamtenhierarchie und von seelischen Missstimmungen (Hysterien, Ängste, Desorientierungen, Chaos und Zwangsvorstellungen) beherrscht wird und in dem es weder technischen noch kulturellen Fortschritt gibt. Die Bewohner der von dichtem Nebel eingehüllten Stadt sind sensible Träumer, für die nur die Logik der Traumwelt gilt. Patera, der Herrscher des Traumreiches, ist dem Verfall preisgegeben, wodurch das Chaos immer größer wird. Das Absterben des Machthabers lässt sich bis ins Detail auch bei seinen Untertanen verfolgen. Ernst Jünger bezeichnet den Roman als ein Musterbeispiel künstlerischer Prophetie. Kubins Roman übte entscheidenden Einfluss auf Schriftsteller wie Franz Kafka, Gustav Meyrink und Ernst Jünger aus.
Es ist wohl auch im Sinne Kubins, wenn wir den Roman wie so manche seiner Graphiken als Symbol für die fatalistische Sicht der Dinge deuten, nennt er sich doch selbst einen Fatalisten:
"Jeder findet, was ihm zukommt, seine Geburt, sein Glück, sein Unglück und sein Ende. Je eigenartiger, phantasievoller ein Mensch ist, desto ausgeprägter wird sich alles für ihn abspielen. Schicksal ist alles. Daher bin ich Fatalist." Alle, die wie Kubin das Traumreich aufsuchen, um vor dem Fortschritt zu fliehen, haben sich dem Schicksal zu fügen. Es ist der Widerstand gegen alles Fortschrittliche und der Kampf gegen das vom Schicksal Bestimmte, der für die Menschen des Traumreiches den Untergang bedeutet.
Im Roman "Die andere Seite" und auch in den Zeichnungen bemerkt Ernst Jünger eine Eigentümlichkeit der Komposition, die er "beziehungslose Gleichzeitigkeit" nennt, eine stumpfe Abgeschlossenheit der Individuen, die in der Welt wie in einer Reihe von Kerkerzellen nebeneinander tätig sind, worin er eine Ähnlichkeit mit Georg Trakl sieht.
Die Bildergeschichte von "Ali, der Schimmelhengst" mit dem Pferd als tragendem Motiv, das auch im graphischen Werk öfters vorkommt, lässt sich psychoanalytisch im Sinne von Sigmund Freud damit erklären, das Pferd als wildes Tier die Ebene des Triebhaft-Unbewussten und der Reiter das Ich in der Persönlichkeitsstruktur repräsentiert.